Frau Dr. Dill, welche Berufsausbildung haben Sie?

Ich bin promovierte Volljuristin, Heilpraktikerin und Tierheilpraktikerin.

Als promovierte Juristin sind Sie Heilpraktikerin und Tier-Heilpraktikerin geworden?

Ja, ich wollte gerne kranken Tieren mit alternativer Medizin helfen. Um die Tierheilpraktikerausbildung auf ein solides Fundament zu stellen, habe ich erst die Heilpraktikerausbildung absolviert und daran eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin angeschlossen.

Wie sind Sie denn zur Homöopathie gekommen?

Ich war schon als Säugling und Kind in homöopathischer Behandlung, das habe ich meinen Eltern zu verdanken. In meinem gesamten familiären und freundschaftlichen Umfeld hatte ich nur positive Berichte über homöopathische Behandlungen gehört. Mich überzeugt der Grundgedanke der Homöopathie, dass jede Krankheit einen individuellen Ausdruck findet, zu dem man ein passendes Arzneimittel finden kann. Ich mag auch das minimalistische Prinzip der Homöopathie, wonach der Patient immer nur so viel Arzneimittelgaben bekommt, wie er braucht. Wissenschaftlich überzeugt mich, dass man immer nur ein Arzneimittel gibt und die Auswirkungen beobachtet, bevor man Schlussfolgerungen zieht.

Gab es ein auslösendes Ereignis?

Ende der 90er Jahre bekam ich einen neuen Hund, eine junge Boxer-Hündin, die monatelang unter chronischen Magen-Darm-Beschwerden litt. Entweder hatte sie Durchfall oder sie erbrach oder sie fraß nicht. Sie hatte das, was wir Homöopathen eine „Gedeihstörung“ nennen, das heißt sie wuchs nicht richtig und war lange Zeit sehr mager. Damals war mir noch gar nicht bekannt, dass man auch Tiere mit Homöopathie behandeln kann. Zuerst ging ich zu einem Tierarzt, und trotz (oder wegen?) mehrerer Wurmbehandlungen und Antibiotikagaben besserte sich der Zustand meiner Hündin nicht. Damit war ich höchst unzufrieden und suchte eine Tierheilpraktikerin auf. Sie stellte sehr viele Fragen, konsultierte ein dickes Buch und gab meiner Hündin einen (!) Globulus von irgendwas, verkleppert (!) und meiner Hündin ging es sofort besser. Damals dachte ich: „Wie toll, dass möchte ich auch können.“

Was ist oder was bedeutet Homöopathie?

Die Definition von Hahnemann „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“ ist ja bekannt. Letztendlich bedeutet es für mich, dass Therapeuten lernen, dass Krankheit und Heilung individuelle Prozesse sind. Daher müssen wir sehr genau und gründlich Krankheit und Patient erforschen, wenn wir ein Arzneimittel verschreiben, das ähnlich sein soll. Es geht darum, Muster in der Art zu erkennen, wie ein Patient Krankheit zeigt. Den Vorzug der Homöopathie sehe ich darin, dass sie sehr analytisch arbeitet, weil sie den Patienten und die Äußerungsform der Krankheit genau betrachtet. Letztendlich geht es darum, mit dem Impuls eines Arzneimittels ein Krankheitsmuster zu durchbrechen und den Organismus anzuregen, sich selbst neu zu organisieren.

Wie läuft eine homöopathische Behandlung ab?

Die professionelle homöopathische Behandlung setzt zunächst eine gründliche Erstanamnese und Untersuchung voraus. Anschließend werte ich die Beobachtungen, die ich selbst gemacht habe, und die Symptome, die der Patient berichtet, in einer sog. Fallanalyse aus. Bei Tieren ersetzt der Bericht des Tierhalters die Selbstauskunft des Patienten. Man kann die Behanldung von Tieren mit der Behandlung von Säuglingen oder Kleinkindern vergleichen. Befunde von Fachärzten gehen in diese Analyse ein. Große Bedeutung kommt der Frage zu, worunter der Patient leidet und was sich durch die Behandlung bessern soll. In der Fallanalyse versuche ich die Symptome herauszufiltern, die die Krankheit prägen. Hier treffe ich eine qualitative Auswahl nach dem Stellenwert und der Bedeutung der Symptome im Krankheitsgeschehen. Nach Mittelauswahl und Mittelgabe bitte ich in der Regel um eine Rückmeldung innerhalb eines vereinbarten Zeitraums, um abschätzen zu können, was sich in diesem Zeitraum verändert hat. Sehr oft warte ich nach dem Erstgespräch mit einer Mittelgabe noch ab, weil sich der Zustand schon nach dem Erstgespräch verändern kann.

Kann Homöopathie auch vorsorglich eingesetzt werden?

Ich selbst wende Homöopathie nicht prophylaktisch an. Zum Einen gibt es ja, wenn keine Erkrankung vorliegt, keine individuellen Symptome, auf die hin ich verschreiben kann. Zum Anderen halte es für wichtiger, Tierhaltern und Patienten Notfallmittel an die Hand zu geben, damit sie sich bei Ausbruch einer Krankheit selbst helfen können, wenn sie keinen Therapeuten erreichen können.

Welche integrativen Verfahren kommen in Ihrer Praxis zum Einsatz?

Als Homöopathin eignet man sich über die Jahre ein breites Wissen über die Pflanzenheilkunde an. Also gehört auch das zu meinem Repertoire. Gerade pflanzenfressende Tiere, z.B. Pferde und Kaninchen, reagieren sehr gut auf Kräuter. Ich wende außerdem Akupunktur an, vor allem bei starken Schmerzen oder bei Gelenkserkrankungen und Verletzungen. Craniosacrale Therapie biete ich an, wenn ich den Eindruck habe, dass der Patient von dieser Methode profitieren kann.

Mit welchen Beschwerden oder Erkrankungen kommen Patienten zu Ihnen?

Der Schwerpunkt liegt bei den Tieren bei chronischen Erkrankungen, hauptsächlich Arthrose, Magen-Darm-Beschwerden, Allergien und Futtermittelunverträglichkeiten. Auch bei den Tieren spielt die Behandlung von älteren Tieren mit Mehrfacherkrankungen und Organbeeinträchtigungen eine große Rolle. Zu nennen sind hier Diabetes mellitus, chronische Niereninsuffizienz, Leber-, Lungen- und Herzerkrankungen sowie Krebs. Hier habe ich mit Homöopathie als begleitender Behandlung sehr gute Erfahrungen gemacht.

Würden Sie Ihren Kollegen raten die Homöopathie zu erlernen?

Die Homöopathie wird in Zukunft politisch immer mehr unter Druck geraten. Daher ist damit zu rechnen, dass es immer weniger Homöopathen geben wird. Dennoch halte ich sie für einen wichtigen Baustein in unserem Gesundheitswesen – für Tiere und Menschen. Ich denke, dass das Wissen um die homöopathische Heilweise erhalten bleiben muss und schon deshalb würde ich jeder Kollegin raten, die Homöopathie zu erlernen, um Patienten zu helfen und weil die Nachfrage nach homöopathischer Therapie eindeutig besteht.

Was ist für Sie ganzheitliche Gesundheit?

Sie beginnt für mich damit, dass ich mir nicht nur einen beliebigen Ausschnitt aus der Krankheitsgeschichte ansehe, sondern die gesamte Krankheitsgeschichte. Akute Erkrankungen sind oft Ausdruck einer bestimmten gesundheitlichen Dispostion. In der Homöopathie gehört zur Erforschung der indiviuellen Krankheitsumstände auch die Krankheitsgeschichte der Familie. Heilung setzt aber auch voraus, dass ich mich mit den äußeren Lebensumständen befasse, also den Fragen nach Stressfaktoren und gesundheitshindernden Faktoren, und welche davon veränderbar sind und welche nicht. Bei Tieren geht es dabei oft um die Frage von Fütterung, Haltungsbedingungen, Unterbringung, Training, Mensch-Tier-Beziehung. Bei Menschen, aber auch bei Tieren, taucht schließlich noch die Frage auf, wie es mit der inneren Zufriedenheit und Gelassenheit aussieht.

Wie sollte für Sie die Medizin der Zukunft aussehen?

Ich spreche mich mit Nachdruck für ein Gesundheitssystem aus, das Patienten Wahlfreiheit und Therapeuten Therapiefreiheit gewährt. Gesundheit darf nicht vom sozialen Status der Patienten abhängen. Die Medizin der Zukunft orientiert sich ausschließlich am Wohl der Patienten. Sie erlaubt eine respektvolle Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Heilpraktikern und hört den Patienten zu. Sie stützt sich auf das breite Erfahrungswissen der Komplementärmedizin und nutzt die Möglichkeiten der modernen Medizin, um Patienten zu helfen.

Haben Sie vielen Dank für das Interview.

Dr. iur. Ricarda Dill
Heilpraktikerin, Tierheilpraktikerin
Leussow 27
17252 Mirow – OT Leussow
Tel.: 0176-61476706
praxis@ricarda-dill.de
www.ricarda-dill.de

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